Die Digitalisierung hat einen nachhaltigen Einfluss auf unser Leben. In wenigen Jahrzehnten hat sie alle Gesellschaftsbereiche durchdrungen – und radikal verändert, wie wir arbeiten, miteinander kommunizieren und unseren Alltag gestalten. Dabei haben uns die durch sie angestoßenen Entwicklungen so rasch ereilt, dass kaum Zeit zum Reflektieren derselben bleibt.
Welche Chancen und Gefahren birgt die fortschreitende Digitalisierung für das Individuum und unsere Gesellschaft? Was müssen wir im Blick behalten, um sicherzustellen, dass die neuen, digitalen Möglichkeiten verantwortungsvoll und fruchtbar eingesetzt und genutzt werden, ohne dass bestehende gesellschaftliche Gräben weiter vertieft oder neue Ungerechtigkeiten geschaffen werden?
Das sind Fragen, denen sich das Teilprojekt widmet. Im Folgenden finden Sie Informationen zu dessen
Ziele des Teilprojekts
Im Zentrum steht die Entwicklung, regelmäßige Durchführung und fortschreitende Optimierung der Veranstaltung „Ethik der Digitalisierung“. Die Veranstaltung soll (angehende) Lehrkräfte für die Auswirkungen der Digitalisierung sensibilisieren und in die Lage versetzen, ihre erworbenen Kenntnisse und Kompetenzen an Schüler*innen weiterzuvermitteln.
Begleitend entsteht ein die Veranstaltung dokumentierendes Handbuch, das selbst inkl. aller zugehörigen Materialien als Open Educational Resources (OER) vorliegen wird. Das Handbuch soll es Lehrenden auch über das Projektende hinaus erlauben, die Veranstaltung ohne größeren Aufwand anzubieten.
Inhalte der Veranstaltung „Ethik der Digitalisierung“
Die Veranstaltung „Ethik der Digitalisierung“ gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil werden grundlegende Methoden des kritischen Denkens und moralphilosophisches Basiswissen vermittelt. Im zweiten Teil werden die Methoden und das Wissen zum Einsatz gebracht:
Themenblock Soziale Medien
In den Blick genommen werden insbesondere Verschwörungstheorien und Fake News:
- was sie sind und wie die Digitalisierung ihnen zum Erfolg verhilft;
- welche Probleme der Glaube an sie aufwirft und was sich aus diesen Problemen für einen kritischen und verantwortungsvollen Umgang mit Informationen lernen lässt;
- und genereller: welche Risiken und welche Chancen soziale Medien für die Demokratie bereithalten.
Themenblock Benutzerbeeinflussende Technologien
Betrachtet werden benutzerbeeinflussende Technologien primär an Beispielen, die im Leben von Schüler*innen eine wichtige Rolle spielen, nämlich des Nudging und der Gamifizierung:
- wie sie im digitalen Raum funktionieren;
- welche negativen Effekte sie haben (Overjustification Effect, Motivational Crowding Out);
- und wie sie sich in Schul- und Lernkontexten dennoch sinnvoll einsetzen lassen.
Themenblock Daten & Privatsphäre
Diskutiert werden personenbezogene Daten:
- wie und zu welchen Zwecken sie (masserhaft als Big Data) gesammelt und analysiert werden – und mit welchen Konsequenzen für das Individuum;
- wie diese Konsequenzen zu bewerten sind;
- und insbesondere wie sie sich zu verschiedene individuellen Rechten, bspw. dem Recht auf Privatsphäre, verhalten – oder auch zum so genannten Recht auf Vergessenwerden.
Themenblock Künstliche Intelligenz
In den Blick genommen wird insbesondere das Maschinelle Lernen und das Deep Learning:
- was sie jeweils ausmacht und wie sie sich zueinander verhalten;
- welche Konsequenzen der Einsatz von Systemen hat, die selbstständig aus Daten lernen, beispielsweise im Kontext automatisierter Entscheidungsfindungen oder -unterstützungen;
- und was moralisch Für und was gegen einen solchen Einsatz spricht.
In allen Themenblöcken werden Querverbindungen zu anderen Themenblöcken hergestellt.
Da die Veranstaltung (angehende) Lehrkräfte in die Lage versetzen soll, erworbene Kenntnisse und Kompetenzen an Schüler*innen weiterzuvermitteln, werden in ihr auch Unterrichtskonzepte erarbeitet und nach Möglichkeit an Projekttagen in der schulischen Praxis erprobt.
Kooperationen und Veranstaltungen
Das Teilprojekt arbeitet mit verschiedenen internen und externen Partnern zusammen:
- mit den MoDiSaar-Teilprojekten Informatische Bildung, Sachunterricht, Chemie und Gesellschaftswissenschaften:
Gemeinsam wurden ein Projekttag an der Gemeinschaftsschule Dudweiler und der MoDiSaar ProjekteCampus veranstaltet, auf denen Teilnehmer*innen der Veranstaltung „Ethik der Digitalisierung“ die Möglichkeit hatten, die erarbeiteten Inhalte schulpraktisch aufgearbeitet Schüler*innen zu vermitteln.
- mit dem Thinktank für Digitalisierung Algoright e.V.:
Gemeinsam wurde der interdisziplinäre Workshop „Fake News und Desinformation“ am 2. Tag der digitalen Bildung veranstaltet.
- mit dem Saarländischer Landesverband der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik e.V. (SaarDeGeDe):
Digitalisierung als demokratiepädagogische Chance begreifend adressiert das Teilprojekt in Kooperation mit der SaarDeGeDe demokratiepädagogische Fragen und bietet eine Sammlung von digitalen Werkzeugen an, die für Stärkung demokratischer Handlungskompetenz in der Schulpraxis fruchtbar gemacht werden können.
- mit dem Landesinstitut Pädagogik und Medien Saarland (LPM) (in Vorbereitung):
Die Materialien und Unterrichtskonzeptionen, die im Teilprojekt erarbeitet werden, sollen im Rahmen einer sogenannten DigiSession am LPM vorgestellt und über die Online-Schule Saarland (OSS) auch Lehrer*innen in der zweiten und dritten Phase ihrer Ausbildung zugänglich gemacht werden.
Das Vorhaben MoDiSaar wird unter dem Förderkennzeichen 01JA2035 im Rahmen der gemeinsamen „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.